Like-Blog
So interessant können Übersetzungslösungen sein
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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.
Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Vorsicht – flüssige Übersetzung (Februar 2025)
In Joan Baxter’s Artikel „Africa’s Land and Family Farms – Up for Grabs?“, der am 14. Januar 2010 auf grain.org erschienen ist, heißt es an einer Stelle: „Along with the African governments and chiefs who are happily and quietly selling or leasing the land out from under their own people, those running the show at the global level include the World Bank, its International Finance Corporation (IFC), the International Rice Research Institute (IRRI) of the Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR), the European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), and many other powerful nations and institutions.“
Übersetzt wurde: „Zu den afrikanischen Regierungen und Oberhäuptern, die stillvergnügt das Land ihrer eigenen Leute verkaufen oder verpachten, gehören diejenigen, die auf globaler Ebene das Sagen haben. Dazu zählen die Weltbank, die zugehörige Internationale Finanz-Korporation (IFC), das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI), das der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR) angehört, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sowie viele andere mächtige Nationen und Institutionen.“
Was sich im Deutschen sehr flüssig liest, hat in diesem Beispiel leider einen inhaltlichen Haken. Die Passage setzt mit dem Ausdruck „Dazu zählen“ in Verbindung mit der Konstruktion im vorhergehenden Satz („Zu den afrikanischen Regierungen [...] gehören“) die Regierungen und Oberhäupter Afrikas mit den im Anschluss aufgeführten Institutionen gleich. Im englischen Original gibt es neben ersteren auch letztere.
Eine verbesserte Übersetzung könnte folgendermaßen lauten: Neben den afrikanischen Regierungen und Oberhäuptern, die stillvergnügt das Land ihrer eigenen Leute verkaufen oder verpachten, gibt es noch diejenigen Mitmischer, die auf globaler Ebene das Sagen haben. Dazu zählen die Weltbank, die zugehörige Internationale Finanz-Korporation (IFC), das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI), das der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR) angehört, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sowie viele andere mächtige Nationen und Institutionen.
Alternativ ließe sich die Übersetzung auch korrigieren, indem das Verb „gehören“ durch „kommen“ ersetzt wird.
Fazit: Bei einer flüssigen Übersetzung werden inhaltliche Fehler gerne mal übersehen.